Heimische natürliche Rohstoffe zu nutzen, bringt ein Wohlfühlklima ins Haus und ist ökologisch sinnvoll - Holz, Sand, Schilfrohr, Stroh und Lehm kamen bis in das 19. Jahrhundert ganz selbstverständlich zum Einsatz.
Der Darß war bis in das 20. Jahrhundert hinein eine abgelegene Gegend.
Transporte übers Wasser waren oft die günstigere Alternative zu den sandigen oder wetterbedingt morastigen Land-Wegen. Zum Bauen wurden, auch aus Kostengründen, vorzugsweise die hier natürlich vorkommenden Rohstoffe genutzt: Holz für Fachwerk, Dachstuhl, Schalung, Fenster, Fensterläden, Türen, Windbretter.
Für die Neubauten verwendete man nur selten Eichenholz, da es auf dem Darß knapp war, sondern das Holz der heimischen Kiefer. Sand für Bodenunterfüllung, Mörtelbeigabe, Schilfrohr für die Dacheindeckung und Schilfmatten als Innenputz-Grund an Decken und Wänden, Stroh und manchmal auch Gras zum Umwickeln der Lehmstaken, sowie getrocknetes Seegras und Adlerfarn als Dämmstoffe.
Heute würden wir den wir Einsatz dieser Natur-Rohstoffe als nachhaltige Bauweise bezeichnen, denn er ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Bauen auf dem Darß war vor allem ein Transportproblem und Baumaterial war kostbar, so sind angespülte Schiffsspanten und ähnliches Strandgut in Zweitverwendung genutzt worden. Selbst alte Grabsteine fanden als Tritt- bzw. Schwellensteine Verwendung Lehm und Natursteine / Feldsteine kommen auf dem Darß natürlicher Weise nicht vor und mussten mühsam vom Festland herangeschafft werden.
Der Inselkern des Fischlandes dagegen, besteht aus Resten eines eiszeitlichen Endmoränenzuges und hat somit Geschiebe und Lehm aufzuweisen. Der Lehm wurde meistens vom Saaler Ufer in der Nähe von Ribnitz-Damgarten geholt und mit Booten über den Bodden transportiert. Etliche Darß-Häuser sind auf Feldsteinfundamenten gegründet, für die auch große Natursteinbrocken herangeschafft werden mussten.
In Saal wurde im Jahre 1848 eine Ziegelei gegründet und ein "Altdeutschen Brennofen" errichtet. Die Darßer und noch stärker die Fischländer holten von dort ihre Ziegelsteine.
Ausführungen
Alle Haustypen wurden überwiegend in der Fachwerkbauweise errichtet.
Wand kommt von winden. Die Füllung Fächer der Wände wurden in verschiedenen Techniken der Lehmbauweise ausgeführt. Nachgewiesen sind Flechtwerke, Strohwickel und Lehmziegel als Fachfüllungen.
Fotos: Mit Stroh umwickelte Staken anschließend mit Lehm verschmiert.
Diese einfachen Lehmwände boten allerdings keine besondere Isolierung und konnten im Falle einer Sturmflut oder bei Schlagregen zuweilen heraus gewaschen werden. Wer es sich leisten konnte, verschalte sein Haus deshalb zusätzlich ganz oder teilweise an den Wetterseiten mit Brettern. Typische Farbfassungen der Holzverschalungen sind rotbraun, grün oder schwarz. Foto Mit dem Aufkommen des Schifferhauses werden Häuser zunehmend mit roten Ziegeln errichtet. Das Sichtmauerwerk wird sehr sorgfältig ausgeführt. Es zeigt häufig Gliederungen Giebelseiten durch Zierbänder und Gesimse, an Frontseiten durch Vorsprünge, Eckbetonungen und Traufgesimse. Teilweise werden dafür Formsteine verwendet.
Außenwände
Die Außenwände konnten in verschiedenen Ansichten erscheinen:
- Sichtbares Fachwerk mit gekalkten Lehmgefachen
- Sichtbares Fachwerk mit unverputzter Ziegelausmauerung
- Fachwerk mit Holzverschalung 3.1. Senkrechte Boden-Deckel-Schalung. Unter und Oberbrett sind etwa gleich breit. Wobei die Breiten der Bretter aus ökonomischen Gründen variieren. Dies stellt die älteste Form der Bretterverschalung dar. Ein Beispiel findet sich in Prerow Schulstraße 5. Foto 3.2. Senkrechte Bretter mit schmalen Leisten, sogenannten Rafflinge, über den Fugen. Die Rafflinge zeigen fast immer ein Profil an ihren Kanten, um die scharfe Ecke zu brechen und das Wasser abzuleiten. 3.3. Waagerechte Stülpschalung. Das obere Brett überlappt das untere. Diese Art fand nur an Nebengebäuden Verwendung. Es ist unklar, ab wann sie üblich wurde. 3.4. Die aufwendigste und ästhetisch edelste Form stellt die Quaderung dar. Ab ca. 1850 erscheint sie als letztes Aufleuchten einer klassizistischen Bauform bei besseren Häusern. Quer an der Fassade angebrachte Bretter werden so eingekerbt, bzw. angefast, dass sie eine Steinquaderung imitieren. Die Bretter überlappen in einem versteckten Falz. Diese Art ist besonders wetterdicht und dauerhaft. Sie wird nur an den Vorderfassaden verwendet.
- Unverputztes Ziegelmauerwerk. Zuerst in roten Backsteinen. Sockel und Gesims können aus Formsteinen gebildet sein. Foto
- Am Ende des 19. Jahrhunderts Ausführung auch in gelben Klinkern. In den 1920er /30er-Jahren manchmal als roter Klinker
- Verputztes Ziegelmauerwerk. Frühes Beispiel ist die Buchenstraße 18 in Prerow von ca.1820.
Innenwände
Innen blieb das Fachwerk meistens nicht sichtbar. Die Wände waren verputzt. Bei älteren Häusern mit Lehm, bei jüngeren mit Kalkputz. Das Fachwerk wurde es zumindest mit über gekalkt. Gleiches gilt für die Deckenbalken. Die Holzteile benagelte man mit Schilfrohrmatten als Haftgrund für den Putz. Im 19. Jahrhundert werden die verputzten Wände der Stuben manchmal mehrfarbig durch Schablonenmalerei oder aufgemalte Wandgliederungen aufgewertet. Mindestens von 1830 an ist dies nachweisbar. Ansonsten werden die Wände der Stuben meist weiß gelassen. In den Küchen und Speisekammern sieht man dagegen im 19. Jahrhundert häufig hellblaue Wände (Waschblau). Hier war man der Ansicht, dass sich Fliegen auf dem Blau nicht niederlassen. Man hatte also vor allem einen ganz praktischen Zweck im Auge. Die älteren Anstriche sind mit Kalk ausgeführt worden, jüngere häufig mit Schlämmkreide. Diese galt aber nicht als so gut für die Wände. Wollte man einen Kalkanstrich erneuern, musste man die alte Schicht erst abwaschen. Sonst hielt nichts darauf.
Vermutlich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden auch Papiertapeten den Weg auf den Darß. Sie weisen verschiedene Muster entsprechend der jeweiligen Mode auf. Nicht jeder konnte oder wollte sich anfangs Tapeten leisten. Und so manche bucklige Wand der alten Häuser war dafür einfach nicht geeignet. In einigen Fällen gibt es eine Art Vertäfelung (Paneel) in den Vorderstuben. Die Außenwände wurden bis zur Höhe der Fensterbank mit Holz auf Rahmen und Füllung belegt. Damit wollte man sich besser gegen die Kälte schützen, die durch die Wände drang.