Walmdach, Satteldach, Flachdach
Die vorherrschende, typische Dachform ist das Satteldach mit Walm. Die Walme an den Giebelseiten der Häuser können als Vollwalm, also bis zur Traufkante heruntergezogen, oder verkürzt als Krüppelwalm ausgebildet sein. Bei der ursprünglich überwiegenden Rohreindeckung (Schilfrohr) hat das Dach eine Neigung von 45 ° bis 48 ° und trotzt mit seiner ruhigen geschlossenen Dachfläche Wind und Wetter. Ein großer Dachüberstand schützt die Wände vor Wettereinflüssen. Foto Ziegeldächer sind (wohl erstmals) auf etlichen Schifferhäusern, die ab Mitte des 19. Jahrhundert neu entstanden, zu finden.
Dachausbauten
Gauben kamen erst im 20. Jahrhundert auf, als mit dem Fremdenverkehr auf dem Darß der Platzbedarf wuchs und Dachräume ausgebaut wurden. Es sind zwei Formen üblich: Fledermausgauben und Ochsenaugen.
Eine weitere Form des Dachausbaus ist der Frontspieß, der sich jedoch deutlich von der friesischen Form unterscheidet.
Giebelzeichen als Schutz- und Glücksbringer
Wo es Schilf gedeckte Häuser gibt, sind oft auch Giebelzeichen zu finden. In Deutschland sind sie vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Während in Niedersachsen die gekreuzten Pferdeköpfe üblich sind, findet man an der Mecklenburg - Vorpommersche Küste eine große Formenvielfalt. Hierbei hebt sich der Darß ganz besonders hervor. Mehr als 50 verschiedene Motive sind im Darß-Museum dokumentiert.
Ursprung & Bedeutung
Ursprünglich handelt sich um Schutzzeichen aus heidnischer Zeit. Damals waren es noch echte Pferdeschädel, die am First angebracht alles Böse von Haus und Hof, von Mensch und Tier fernhalten sollten: Feuer, Blitzschlag, Krankheiten oder Seuchen. Mit dem Schwinden des Aberglaubens geht jedoch offenbar nicht das Verschwinden der Giebelzeichen einher. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfreuen sie sich auf Fischland-Darß-Zingst noch immer großer Beliebtheit. Die Hausbewohner möchten die Tradition bewahren, sich der landschaftsprägenden Bauweise anschließen und ihr Haus mit einem individuellen Motiv verzieren. Wobei die „Möglichkeit“, dass so ein Giebelbrett Glück bringt, auch nicht ganz ausgeschlossen wird. Ein individuell gestaltetes Ornament oder Symbol kennzeichnet zugleich DAS Haus der Familie, wenn gleich man hier nicht strengen Regeln der Hausmarken unterliegt.
Motive
Bei der Formenfülle der Motive auf der Darß-Halbinsel kann man vier Gruppen erkennen: florale, animale, geometrische und berufliche Ornamente.
florale
Zu den traditionellen floralen Motiven zählen stilisierte Blumen und Lebensbäume, ursprünglich Symbole für Leben, für Wachstum Die Pflanze in Verbindung mit einem Herz steht für die wachsende, immerwährende Liebe und Fruchtbarkeit.
animale
Unter den Tierdarstellungen sind die Pferdeköpfe am häufigsten zu finden. Sie sind aus Niedersachsen auf das Fischland „eingewandert“, stellen auf der Halbinsel aber die Minderzahl. Fische und Vögel (Eulen, Tauben und nicht spezifisierte Arten) sind oft jüngeren Datums.
geometrische
Aus geometrischen Elementen wie Kreis und Gerade entwickelte man den Sechsstern, (auch Zirkelrose genannt) ein sehr altes volkstümliches Schmuckornament, Kreuz, Radkreuz, Vase, Urne, Herz und Raute.
thematische
Als Anspielungen auf den Beruf der Hausherren finden wir auf der Darß-Halbinsel zum Beispiel: die Lyra, das Steuerrad, Hobel, Eule (Vogel der Weisheit -Jurist) Vertreter dieser Gruppe bilden eher die Ausnahme.
Der Wandel zeugt von Lebendigkeit Anhand vergleichender Beobachtungen, kann man bei einigen Giebelzeichen deren Metamorphose nachvollziehen. Folgende Faktoren führen zur allmählichen Abwandlung traditioneller Formen:
- individuelle Leseart / Phantasie des Betrachters
- individuelles handwerkliches Geschick des Herstellers
- sachliche Zwänge wie vorhandenes Werkzeug oder praktische Erwägungen
- wie Haltbarkeit und Pflegeleichtigkeit
Veränderter Zeitgeist bringt darüber hinaus ganz neue Motive hervor.
Den Nährboden für das Fortleben der Giebelzeichen bereitet zum einen der Wunsch nach individueller Gestaltung zum anderen die wachsende Aufmerksamkeit durch Touristen.